Das Umweltministerium macht Sachsen-Anhalt fit für kommende Jahrhunderthochwasser. Ein zentraler Baustein dafür ist die DIN-gerechte Ertüchtigung von Deichen im gesamten Land. Jetzt wurde eine weitere Maßnahme abgeschlossen – Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann hat am heutigen Freitag gemeinsam mit der Direktorin des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW), Martina Große-Sudhues, den auf gut 1.000 Metern erneuerten Deichabschnitt „Booser Bogen“ nahe des Kemberger Ortsteils Dabrun im Landkreis Wittenberg offiziell seiner Bestimmung übergeben.
In die Ertüchtigung hat das Umweltministerium knapp 1,6 Millionen Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) investiert. Der 1.035 Meter lange Deichabschnitt wurde höhenmäßig an die umliegenden, bereits ertüchtigten Deiche angepasst, um die Ortslagen Boos, Pratau und Dabrun sowie dahinterliegende Gemeinden vor einem hundertjährlichen Hochwasser zu schützen. Dabei blieben der Verlauf der angrenzenden Kreisstraße und eines Radweges auf der landseitigen Berme erhalten. Im Fall von Hochwasser wird die Straße auch zur Deichverteidigung genutzt.
Minister Willingmann betonte: „Im Landkreis Wittenberg sorgten die Jahrhunderthochwasser 2002 und 2013 für schwere Überschwemmungen. Auch der Deich am Booser Bogen musste damals in einer großen Kraftanstrengung mit Sandsäcken notdürftig um mindestens 80 Zentimeter erhöht werden. Die Zeit dieser Provisorien ist jetzt vorbei. Durch die Erneuerung des gut 1.000 Meter langen Abschnitts ist nun der gesamte Booser Deich in Top-Zustand. Zeit zum Ausruhen hat der LHW aber dennoch nicht. Schließlich soll 2026 mit dem Ausbau des Deiches zwischen Wartenburg und Dabrun die dann letzte große Deichbaumaßnahme in der Region beginnen.“
LHW-Direktorin Martina Große-Sudhues erinnerte an eine Besonderheit im Bauablauf: So musste der Baubeginn aufgrund einer Überschwemmung im Zuge des Winterhochwassers 2023/2024 um zwei Monate verschoben werden. Dem LHW-Team und den beteiligten Baufirmen dankte die Direktorin, dass trotz der erschwerten Umstände die Maßnahme kompetent und zielgerichtet umgesetzt wurde. Wie viel mit einer Deichbaumaßnahme bewegt wird, zeigt sich eindrucksvoll immer wieder auch in Zahlen: Fast 24.000 Kubikmeter bindiger Boden, 6.400 Kubikmeter Oberboden und 1.050 Kubikmeter Kies wurden verbaut, außerdem 10.600 Quadratmeter Geotextil und auf 1.100 Quadratmetern Asphalt.
Hintergrund: Seit 2002 wurden in Sachsen-Anhalt rund 1,5 Milliarden Euro in einen nachhaltigen und wirksamen Hochwasserschutz investiert, davon allein etwa 208 Millionen Euro im Landkreis Wittenberg. Auch weiterhin gibt es im Land erheblichen Investitionsbedarf. Grundlage für aktuelle und künftige Maßnahmen bildet dabei die Landesstrategie „Stabil im Klimawandel“. Sie umfasst 195 Einzelmaßnahmen mit einem Investitionsvolumen von insgesamt rund 657 Millionen Euro, darunter auch die Ertüchtigung des „Booser Bogens“.