Der 340-Einwohner-Ort Fischbeck im Landkreis Stendal steht wie kaum ein anderer als Synonym für die Jahrhundertflut 2013 in Sachsen-Anhalt. Der verheerende Deichbruch vom 10. Juni hat sich tief ins kollektive Gedächtnis der Menschen in der Region und auch darüber hinaus eingebrannt. Trotz des unermüdlichen Einsatzes vieler, auch ehrenamtlicher Helfer und unzähliger Big-Bag-Sandsäcke gab der aufgeweichte Deich damals kurz nach Mitternacht nach.
In der Folge strömten pro Sekunde bis zu 500 Kubikmeter Elbewasser in den Elbe-Havel-Winkel; die Wassermassen breiteten sich fast 25 Kilometer weit in Richtung Havelberg aus und hatten am 15. Juni eine Fläche von rund 150 Quadratkilometern überflutet. Um die rund 90 Meter breite Deich-Bruchstelle zu schließen, wurden bei Fischbeck in einer spektakulären Aktion drei Schiffe durch gezielte Sprengung zum Sinken gebracht. Das verbliebene Leck wurde später mittels Spundwand provisorisch geschlossen.
„Führt man sich die dramatische Situation von Juni 2013 nochmals vor Augen, dann ist der heutige Anlass umso bedeutsamer und erfreulicher. Die jetzt vollständige DIN-gerechte Sanierung des rechten Elbedeichs im Landkreis Stendal auf nahezu 50 Kilometern ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für den Hochwasserschutz im nördlichen Sachsen-Anhalt. Damit sind Fischbeck und andere Elbe-Orte jetzt bestmöglich geschützt“, sagte Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann heute wenige Kilometer nördlich von Fischbeck bei der Abnahme des letzten erneuerten Deichabschnitts bei Schönhausen (Elbe).
Dort war in den vergangenen Monaten im Auftrag des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) ein 720 Meter langes Teilstück des rechten Elbedeiches ertüchtigt worden. Entstanden sind in gut einjähriger Bauzeit ein durchgängiger Deichverteidigungsweg sowie ein Freibord von einem Meter über dem Pegelstand eines starken Hochwassers, das sich statistisch alle 100 Jahre ereignet. Investiert wurden dafür gut 2,2 Millionen Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Förderung des ländlichen Raums (ELER) und der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK). Die Umsetzung der Baumaßnahme erfolgte durch eine Firma aus Osterburg.
Damit ist der rund 49,5 Kilometer lange rechte Elbedeich im Landkreis Stendal jetzt vollständig DIN-gerecht ausgebaut. Bereits nach dem starken Hochwasser im Jahr 2002 waren zahlreiche Schwachstellen an den Deichen beseitigt worden. Infolge des Jahrhunderthochwassers 2013 wurde dann aufgrund fehlender Deichverteidigungswege, Strukturschäden und zu geringer Höhen die Komplettsanierung der rechten Elbedeiche im Landkreis Stendal beschlossen; dafür hat das Umweltministerium seit 2002 rund 162,7 Millionen Euro investiert. Insgesamt sind im Landkreis Stendal seit 2002 rund 361,5 Millionen Euro in die Verbesserung des Hochwasserschutzes geflossen, um Siedlungsgebiete und landwirtschaftlich genutzte Flächen besser vor Elbe-Hochwassern zu schützen.
„Auch wenn die Arbeiten am rechten Elbedeich im Landkreis Stendal nun abgeschlossen sind, arbeiten wir auch im Landesnorden weiter an der Verbesserung des Hochwasserschutzes“, sagte LHW-Direktorin Martina Große-Sudhues. „Aktuell im Fokus steht dabei vor allem die Sanierung des Einlasswehrs Neuwerben, dem eine Schlüsselfunktion für die gesteuerte Flutung der Havelpolder zukommt. Die Arbeiten sollen voraussichtlich Ende 2026 abgeschlossen werden.“ Polder sind eingedeichte Überflutungsflächen, durch deren Öffnung Hochwasserscheitel für unterliegende Regionen gezielt gekappt werden können.
Die Elbe entspringt im Riesengebirge in Tschechien und ist insgesamt 1.094 Kilometer lang. Sie fließt auf 727 Kilometern durch Deutschland und ist damit nach dem Rhein der zweitlängste deutsche Fluss. Mit 148.268 Quadratkilometern hat sie nach Donau, Weichsel und Rhein zudem das viertgrößte Flusseinzugsgebiet Mitteleuropas.